Kann man in der Wüste für Wasser sorgen?

Ja, man kann auch in der Wüste für Wasser sorgen – es ist zwar eine Herausforderung, aber mit den richtigen Methoden durchaus möglich. Hier sind einige Möglichkeiten, wie man in der Wüste Wasser gewinnen oder verfügbar machen kann:


🌧️ 1. Regenwasser sammeln

  • Auch in Wüsten gibt es gelegentlich Regen.
  • Mit großen, gut konstruierten Regenauffangsystemen (z. B. Zisternen, Auffangbecken, Planen) lässt sich Regenwasser speichern.
  • Dieses Wasser kann später gefiltert und genutzt werden.

🌫️ 2. Kondensation und Luftfeuchtigkeit nutzen

  • Taukollektoren oder Kondensationsfallen nutzen den Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht, um Luftfeuchtigkeit zu kondensieren.
  • Spezielle Materialien wie hydrophile Stoffe oder sogenannte “Wasserernter” (Atmospheric Water Generators, AWGs) ziehen Wasser direkt aus der Luft.

🏞️ 3. Grundwasser erschließen

  • Wenn es in der Tiefe Wasser gibt, können Brunnen gebohrt werden.
  • Tiefbrunnen sind aufwändig und teuer, aber in vielen Wüstenregionen ist Grundwasser vorhanden.

🌱 4. Nutzung von Pflanzen

  • Einige Pflanzen (z. B. Kakteen oder bestimmte Wüstenpflanzen) speichern Wasser.
  • Manche indigene Gruppen wissen, wie man daraus trinkbares Wasser gewinnt.

🌊 5. Meerwasserentsalzung (in Küstennähe)

  • Wenn die Wüste an eine Küste grenzt (z. B. Atacama, Teile der Arabischen Halbinsel), kann Wasser aus dem Meer entsalzt werden.
  • Solarbetriebene Entsalzungsanlagen sind dabei besonders geeignet.

🔬 6. Innovative Technologien

  • Projekte wie der “Warka Tower” oder “Source Hydropanel” erzeugen Wasser aus der Luft – rein solarbetrieben.
  • In Marokko wurde ein ganzes Dorf mit Nebelnetzen ausgestattet, die aus Nebel Wasser „melken“.

Wie haben die Nabatäer in der Stadt Petra das Problem behandelt?

Die Nabatäer in Petra (heutiges Jordanien) haben das Problem der Wasserversorgung in der extrem trockenen Wüstenumgebung auf beeindruckend fortschrittliche Weise gelöst – durch ein komplexes Wassermanagement-System, das seiner Zeit weit voraus war. Hier ist eine Übersicht, wie sie das geschafft haben:


💧 Wasserversorgung der Nabatäer in Petra

1. Regenwassersammlung

  • Obwohl es in Petra wenig regnet, haben die Nabatäer jede Regenquelle effektiv genutzt.
  • Sie bauten Kanäle, Terrassen und Zisternen, um selbst kleinste Regenfälle aufzufangen.
  • Wasser wurde von Dächern, Hängen und Straßen in unterirdische Zisternen geleitet.

2. Bewässerungssysteme und Kanäle

  • Die Nabatäer legten kilometerlange Kanäle an, die Regenwasser zu den Siedlungen und Gärten transportierten.
  • Die Kanäle waren oft in den Fels gehauen oder mit Ton ausgekleidet, um Wasserverluste zu minimieren.

3. Zisternen und Speicher

  • In Petra gibt es über 200 Zisternen, viele davon direkt in den Fels gehauen.
  • Diese unterirdischen Wasserspeicher hielten das Wasser kühl und verhinderten Verdunstung.
  • Einige Zisternen konnten Zehntausende Liter fassen und sicherten die Wasserversorgung über Monate.

4. Wasserleitungssysteme mit Keramikrohren

  • Die Nabatäer nutzten Ton- und Keramikrohre, um Wasser gezielt durch die Stadt zu leiten.
  • Auch Druckunterschiede wurden beachtet – durch gefällebasierte Leitungen gelang Wasser auch in höher gelegene Gebiete.

5. Schutz vor Sturzfluten

  • Petra liegt in einem engen Tal, das bei Regen zu gefährlichen Sturzfluten führen kann.
  • Die Nabatäer bauten Umleitungsgräben, Staudämme und Tunnel, um Flutwasser zu kontrollieren und zu nutzen, statt es zu fürchten.

🏛️ Ergebnis:

Dank dieser Systeme konnten die Nabatäer:

  • Petra zur blühenden Handelsstadt machen.
  • Frischwasser das ganze Jahr über bereitstellen – auch in Dürreperioden.
  • Parks, Bäder und Gärten anlegen, die in der Wüste sonst undenkbar wären.


🌍 Überblick: Wassertechnik der Nabatäer in Petra

1. Aquädukte & Terrakotta‑Rohrleitungen

2. Zisternen & Speicher

  • Hunderte von Zisternen, teils in den Fels gehauen, teils gemauert und arkadenüberspannt – wie z. B. am Jebel Haroun (18 × 5 m) visitpetra.jo.
  • Große Speicher (bis zu 2 500 m³), mit Reinigung durch Sedimentationstanks (Decantation) und mehrfach kaskadierte Behälter zur Filtration Wikipedia.

3. Dämme & Hochwasserschutz

  • Dämme und Barrieren in den Wadis (z. B. Wadi Mataha, Wadi Mousa) sammelten Regenwasser gezielt und schützten gleichzeitig die Stadt vor Überschwemmungen visitpetra.jo+5bible.ca+5Omrania+5.

4. Robustheit & Redundanz

  • Mehrere Zuführungen und Pipelines aus verschiedenen Quellen wurden parallel betrieben – so blieb Wasser selbst bei Teilausfall verlässlich verfügbar .
  • Viele Kanäle wurden überdacht oder in den Fels eingelassen, um Verdunstung und Verschmutzung zu verhindern .

🛠️ Technische Raffinessen

  • Gefällegenauigkeit: Bereits im 1. Jh. v. Chr. angewandt, lange bevor westliche Ingenieure ähnliche Genauigkeit erreichten .
  • Inversion-Siphons: Druckleitungen über Wadi-Senken – Technik, die man erst später bei den Römern kennt .
  • Sedimentationstechnik: Wasserreinigung durch abgestufte Becken – klug durchdacht und hygienisch .

🏛️ Architektur & Design im Stadtbild

  • Große städtische Bauten wie der Große Tempel verfügten über eigene Zisternen (bis zu 327 000 l) und angeschlossene Kanäle in das Stadtwassernetz .
  • Der Pool- und Gartenkomplex diente repräsentativen Zwecken und demonstriert die Macht des Wassers als Symbol und Ressource Wikipedia.

Fazit

Die Nabatäer machten aus der Wüste ein nachhaltiges Wasserwunderland:

MerkmalWirkung
Regen- + QuellwassernutzungPermanente Versorgung
Unterirdische RohrleitungenSchutz vor Verdunstung
Zisternen & DämmeLangfristige Speicherung
Redundanz & Kontrollehohe Zuverlässigkeit


Wo sind solche Projekte erfolgreich umgesetzt worden?

Ein besonders faszinierendes, modernes Beispiel für erfolgreiche Wasserversorgung in der Wüste ist das Projekt “Frequentes Nebelnetzwerk in Marokko” – konkret in der Region Ait Baamrane an der Atlantikküste nahe der Sahara.


🌫️ Beispiel: Nebelnetze in Marokko – „CloudFisher“

📍 Ort:

Ait Baamrane, südwestliches Marokko, nahe Sidi Ifni

🛠️ Projektname:

CloudFisher – Nebelernter

🚀 Durchgeführt von:

  • Wasserstiftung (Deutschland)
  • Dar Si Hmad (lokale NGO)
  • Technisches Know-how von Ingenieuren aus München

💡 Wie funktioniert das?

  • In dieser Region zieht regelmäßig dichter Atlantiknebel über die Berghänge.
  • Spezielle Netze aus feinmaschigem Kunststoff („CloudFisher“) werden aufgestellt.
  • Der Nebel kondensiert an den Fasern, Tropfen fließen nach unten und werden aufgefangen.
  • Das Wasser wird in Tanks gesammelt und in Dörfer geleitet.

📊 Ergebnisse:

KennzahlWert
Wassermenge pro Tagbis zu 22 Liter pro m² Netz
Anzahl versorgter Dörferüber 16 abgelegene Dörfer
Investitionskostenvergleichsweise niedrig
Betriebskostenminimal (keine Elektrizität nötig)

✅ Vorteile:

  • 100 % nachhaltig – kein Strom, keine Chemie
  • Niedrige Wartungskosten
  • Wasserqualität ist trinkbar
  • Besonders geeignet für entlegene Wüstenregionen

Beitrag veröffentlicht

in

, , , ,

von

Schlagwörter:

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert