In einem entscheidenden Moment der griechischen Geschichte war der Peloponnesische Krieg (431–404 v. Chr.) nicht nur ein Konflikt zwischen zwei Städten, sondern eine Konfrontation zwischen zwei Modellen von Souveränität:
Athen, die Demokratie: wo Entscheidungen sich in Reden und Interessen auflösen. Und Sparta, die Souveränität: wo Handeln vor der Theoretisierung geschieht. Athen repräsentierte die Demokratie: eine Volksversammlung, Beratungen, Redefreiheit und Interessenkonflikte. Doch, wie Thukydides beschrieb, geriet sie in die Falle der Bürokratie, die zwischen Entscheidung und Zögern schwankte.
Jeder sprach, und niemand entschied.
Sparta war das genaue Gegenteil: ein Staat, der nicht viel redet, sondern entscheidet. Und damit näher an Carl Schmitts Verständnis von Souveränität:
«Der wahre Herrscher ist derjenige, der im Ausnahmezustand entscheidet.»
Schmitt sieht den Politiker nicht als bloßen Verwalter der Institutionen, sondern als denjenigen, der das Schicksal gestaltet, wenn das gewohnte System zusammenbricht.
Machiavelli hätte in Sparta die Verkörperung von «Virtù» gesehen:
die politische Tugend, die ohne Illusionen entscheiden kann, während Athen die Gefahr der «Beratung als Ersatz für Handlung» darstellt.
Agamben wiederum sieht in Athen einen «permanenten Ausnahmezustand»:
Macht ohne Träger, Entscheidung ohne Gesicht. So stellt die Geschichte eine Frage, die nichts von ihrer Aktualität verloren hat:
Wird Souveränität im Namen des Rechts oder im Namen der Entscheidungsfähigkeit ausgeübt?
Ist der Politiker die Institution oder der Moment, in dem das Leben den Ausnahmezustand im Namen der Bedeutung durchbricht?

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