Inhalt & Handlung
Das Buch ist als eine satirische Briefsammlung gestaltet. Der fiktive Afrikaner Lukanga Mukara, ein Häuptlingssohn aus Uganda, reist im Auftrag seines Königs nach Deutschland, um das Leben und die Sitten der Europäer zu studieren. In seinen Briefen an den König schildert er mit naiver Verwunderung und kritischem Blick das, was er dort erlebt.
Lukanga begegnet einer Gesellschaft, die sich selbst als zivilisiert versteht, die er jedoch oft als fremd, widersprüchlich und zerstörerisch beschreibt:
- Er wundert sich über die Rücksichtslosigkeit gegenüber der Natur, die Industrialisierung und die Jagdleidenschaft der Deutschen.
- Er beobachtet das Militärwesen mit Drill und Kriegsbereitschaft und hält es für eine merkwürdige Verschwendung von Menschen und Ressourcen.
- Auch das Bildungswesen und die Wissenschaft erscheinen ihm sonderbar, da sie sich von praktischen Lebensaufgaben entfremdet haben.
- Er kritisiert den Materialismus, die Rastlosigkeit und die Jagd nach Besitz, die er als eine Art Krankheit empfindet.
Am Ende der Briefe zieht Lukanga ein ernüchterndes Fazit: Er sieht die Deutschen als ein krankes Volk, das trotz technischer Fortschritte innerlich verarmt ist und sich selbst gefährdet.
Themen & Bedeutung
- Satire und Kulturkritik: Paasche dreht den kolonialen Blick um – nicht Europäer untersuchen Afrikaner, sondern ein Afrikaner beschreibt die Deutschen.
- Zivilisationskritik: Die moderne Gesellschaft erscheint entfremdet, naturfern, militaristisch und innerlich leer.
- Moralischer Spiegel: Lukanga Mukaras naive Fragen entlarven Selbstverständlichkeiten der westlichen Welt als fragwürdig und absurd.
Fazit
Hans Paasches Werk (1881-1920) ist eine scharfe, zugleich humorvolle Kritik an der deutschen Gesellschaft vor dem Ersten Weltkrieg. Unter dem Deckmantel einer fiktiven Forschungsreise wird der Leser gezwungen, die eigene Kultur aus einer fremden, „naiven“ Perspektive zu betrachten – und ihre Schwächen zu erkennen.

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